jugendbuch

Geh nicht zu tief hinein in die NACHT OHNE NAMEN

Nacht_ohne_Namen

„… Fließende und Fleischliche schließen gelegentlich Pakte. Wir kriegen was von euch, ihr kriegt was von uns. Realität gegen Fließendes Wort. Das heißt, wir können die Gesetze der Natur für euch ein wenig biegen, dafür kriegen wir was von eurer Realität ab. Wir existieren nämlich nicht von uns aus in dieser Welt. Nur durch euch.“ Er öffnete seine zweite Cola und beobachtete nun sie mit einiger Skepsis. „Du sagst gar nichts.“
„Ich soll doch mit den Fragen warten, bis du fertig bist.“
„Ach so, ja. Im Prinzip bin ich fertig.“
Nicki zupfte an einem Salatblatt, das aus ihrem Wrap regte. Eine Weile schwiegen sie sich an.
„Das Rülpsen hat den Auftritt ruiniert, oder?“, fragte er schließlich.

(mehr …)

DIE SEITEN DER WELT – Kai Meyer spaltet das Seitenherz

Seiten_der_Welt

Origamitiere, die sich von Buchstaub ernähren, aus Büchern gefallene Buchstaben mit Schwarmintelligenz, tragische Exlibri, die bei bibliomantischen Experimenten aus ihren Büchern gerissen wurden und ein Leben am Rande der Gesellschaft fristen, ein Friedhof für Bücher, der gleichzeitig ein Garten ist, in dem sie zu neuem Leben gedeihen, und ganz besonders verlockend: Seelenbücher, die die Macht der Bibliomantik wecken … (mehr …)

Diese sechs sind mir im März über den Weg gelaufen

SPIEGEL ONLINE: Und das soll ich lesen? Maren Keller und Sebastian Hammelehle nehmen im Gespräch ein Buch aus der SPIEGEL-Bestsellerliste unter die Lupe. Kurzweilig und subjektiv. Hier wird nicht rezensiert, sondern (spontanen) Gedanken und Meinungen Raum gegeben.

Victoria Schwab ist eine junge US-amerikanische Autorin, die im letzten Jahr mit ihrem Fantasy-Jugendbuch DAS MÄDCHEN, DAS GESCHICHTEN FÄNGT in Deutschland auf sich aufmerksam machte. Dabei hat V. E. Schwab schon ein paar weitere interessante Jugendbücher geschrieben, darunter VICIOUS, das ich mir zu Gemüte führen möchte, wenn mir ihr neuester Streich gefällt. (mehr …)

STADT AUS TRUG UND SCHATTEN: Willkommen in Eisenheim

Es war eines dieser Bücher, um die ich bei Erscheinen voller Neugier herumgeschlichen bin, mich aber aus Gründen nicht herangewagt habe. Der Titel, das Cover, eine junge deutsche Fantasyautorin, der Seraph 2013 für das beste Debüt – all das versprach mir verheißungsvolle Lesestunden und die Entdeckung eines neuen Talents. Erst zwei Jahre nach Erscheinungsdatum, als mich ein Buchkaufdrang überfiel, gab ich diesem nach und holte mir Mechthild Gläsers STADT AUS TRUG UND SCHATTEN ins Haus. (mehr …)

Cover-Rant!

Mechthild Gläser Stadt aus Trug und SchattenMechthild Gläser Nacht aus Rauch und Nebel

Dieser Beitrag fing an als Buchvorstellung, der das Thema Cover nur am Rande behandeln sollte. Es hat sich aber so in den Vordergrund gedrängt, dass dies ein Monster-Beitrag geworden wäre, hätte ich die Buchvorstellung noch daran gehängt. Also geht es hier ausschließlich um eines meiner Lieblingsthemen: Die Ästhethik des Buchcovers – und wie ich von ihrem Fehlen manchmal brechen muss – am Beispiel eines frisch erschienenen Romans.

Da links oben. Ist das nicht ein fantastisches Cover? Ein blütenweißes Buch von vorne bis hinten mit einem eingravierten Titelbild in tiefrosa Tinte, das an einen kunstvollen Linolschnitt erinnert. Aufgeschlagen blendet das gleiche intensive Pink als wolle es mit seiner Farbpracht den Buchtitel Lügen strafen: STADT AUS TRUG UND SCHATTEN ist Mechthild Gläsers Debütroman, der 2012 im Loewe Verlag erschien, und von einer grauen Traumstadt namens Eisenheim erzählt. Und daneben das Cover des zweiten Teils der Dilogie, das den ebenso schmucken Kontrast zum ersten bildet. (mehr …)

Die NACHT OHNE NAMEN bricht an

Jenny-Mai Nuyen, eine meiner liebsten Autorinnen, hat ein neues Buch geschrieben. NACHT OHNE NAMEN heißt ihr Jugendbuch, das im März 2015 erscheinen wird. Ein Fantasyroman, der in Berlin spielt und von Jugendlichen handelt, die sich mit Dämonen einlassen. So weit, so schwammig. Wer Genaueres wissen will, mag Jenny-Mai Nuyens Blog besuchen oder die Verlags-Website.

Auf Ihrem Blog durften Testleser über mehrere Monate hinweg die Entstehungsgeschichte begleiten und bekamen schon Einblicke in einzelne Textpassagen. Ich habe da nicht mitgemacht, weil ich das Buch im Ganzen lesen will, ohne vorher zu wissen, worauf ich mich einlassen werde, aber hier und da habe ich manchmal reingespickt. Und so ist mir zu Ohren und Augen gekommen, dass die ersten Belegexemplare bereits ihren Weg zur Autorin gefunden haben. Und ich muss sagen, es sieht sehr schmackhaft aus:

(Jenny-Mai Nuyen gehört zu den wenigen Autoren, deren Jugendbücher ich trotz meines fortgeschrittenen Alters alle mit kindlichem Vergnügen verschlungen habe. Sie schreibt wundervoll und macht auch als Person einen ganz zauberhaften Eindruck.)

NOIR: Ein Geistermädchen in Berlin

Ich hatte immer viel übrig für Jenny-Mai Nuyens Geschichten. Hier fand ich, was ich bei vielen anderen bekannten Fantasy-Autoren oft vermisse: Kluge Plots, die immer einen aktuellen Bezug zu unserer Welt und Gesellschaft haben, glaubwürdige, weder-gut-noch-böse Charaktere und eine wunderschöne geschriebene Sprache. Viele Fantasy-Autoren, deutsche wie amerikanische, ersticken an ihrem kommerziellen Erzähl-Brei, wo der Plot schon auf dem Klappentext vorhersehbar ist, die Charaktere dumpf allen Klischees entsprechen, die Dialoge so abgedroschen und flach sind, ebenso der Humor, dass es eine Schande ist. Jenny-Mai Nuyens Geschichten waren da immer anders, direkt aus dem Herzen geschrieben. So auch NOIR. Nie ahnt man, wohin einen die Geschichte weiter trägt und wie sie enden könnte.
Waren Jenny-Mai Nuyens Romane bisher in Fantasy-Welten aus vergangenen Zeiten angesiedelt, so spielt NOIR im Diesseits, es könnte unsere Welt, es könnte unser Berlin sein. Junge Leute, Drogen, Partys, Sex, das alltägliche Leben und ein bisschen Magie. Geister, ein geheimnisvoller Mann, ein noch geheimnisvolleres Mädchen …
Ich möchte hier keine Inhaltszusammenfassung geben, die kann man woanders nachlesen, sondern meine Faszniation für diese Geschichte ausdrücken. Wer düstere, romantische, aber völlig kitschfreie Urban Fantasy liebt, dem wird dieses Buch gefallen. Wer damit leben kann, dass nicht alle Geheimnisse aufgelöst werden, die Geschichte kein allzu kuscheliges Happy End nimmt und dass nicht alles auf der Welt gut wird, nur weil Nino Sorokin und Noir aufeinander treffen, der wird dieses Buch vermutlich sogar lieben. Ich hatte bereits vermutet, bevor ich das Buch in Händen hielt, dass die Autorin hier in anderen Gefilden schwimmen würde. Es ist ein bisschen Zeit seit ihrer letzten Veröffentlichung vergangen, der zweite Teil einer Trilogie, die nicht vervollständigt werden sollte, und die Autorin hat einen großen Entwicklungsschub getan. Schriftstellerisch wie auch persönlich, möchte man meinen. Da ich nur ein wenig älter als sie selbst bin, konnte ich diese Entwicklung sehr gut nachempfinden, als ich diese beim Lesen von NOIR bestätigt sah.
Wie schon gesagt, ich bin vor allem in oben genannten Punkten von Jenny-Mai Nuyens Schreibkunst überzeugt, und so hat sie mich auch mit diesem Roman restlos begeistert. NOIR ist eines meiner „Lieblingsbücher“ geworden, etwas, das mir schon lange nicht mehr widerfahren ist.