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Geh nicht zu tief hinein in die NACHT OHNE NAMEN

Nacht_ohne_Namen

„… Fließende und Fleischliche schließen gelegentlich Pakte. Wir kriegen was von euch, ihr kriegt was von uns. Realität gegen Fließendes Wort. Das heißt, wir können die Gesetze der Natur für euch ein wenig biegen, dafür kriegen wir was von eurer Realität ab. Wir existieren nämlich nicht von uns aus in dieser Welt. Nur durch euch.“ Er öffnete seine zweite Cola und beobachtete nun sie mit einiger Skepsis. „Du sagst gar nichts.“
„Ich soll doch mit den Fragen warten, bis du fertig bist.“
„Ach so, ja. Im Prinzip bin ich fertig.“
Nicki zupfte an einem Salatblatt, das aus ihrem Wrap regte. Eine Weile schwiegen sie sich an.
„Das Rülpsen hat den Auftritt ruiniert, oder?“, fragte er schließlich.

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Die NACHT OHNE NAMEN bricht an

Jenny-Mai Nuyen, eine meiner liebsten Autorinnen, hat ein neues Buch geschrieben. NACHT OHNE NAMEN heißt ihr Jugendbuch, das im März 2015 erscheinen wird. Ein Fantasyroman, der in Berlin spielt und von Jugendlichen handelt, die sich mit Dämonen einlassen. So weit, so schwammig. Wer Genaueres wissen will, mag Jenny-Mai Nuyens Blog besuchen oder die Verlags-Website.

Auf Ihrem Blog durften Testleser über mehrere Monate hinweg die Entstehungsgeschichte begleiten und bekamen schon Einblicke in einzelne Textpassagen. Ich habe da nicht mitgemacht, weil ich das Buch im Ganzen lesen will, ohne vorher zu wissen, worauf ich mich einlassen werde, aber hier und da habe ich manchmal reingespickt. Und so ist mir zu Ohren und Augen gekommen, dass die ersten Belegexemplare bereits ihren Weg zur Autorin gefunden haben. Und ich muss sagen, es sieht sehr schmackhaft aus:

(Jenny-Mai Nuyen gehört zu den wenigen Autoren, deren Jugendbücher ich trotz meines fortgeschrittenen Alters alle mit kindlichem Vergnügen verschlungen habe. Sie schreibt wundervoll und macht auch als Person einen ganz zauberhaften Eindruck.)

2014: Von Lebensrausch bis Buchfrust

Ich mache mich warm für ein neues Blogger-Jahr! Es warten ein paar Bücher darauf vorgestellt zu werden, aber die müssen sich noch gedulden, denn die Frau Zucker hat noch nicht genug Kraft für das neue Jahr getankt. Das liegt an allerlei Dingen: erstens der graue Winter (wenn er wenigstens blau und weiß wäre!), zweitens die fehlende Motivation für Dinge, die mit Arbeit zu tun haben (wie seltsam …) und drittens etwas, das ich noch nicht verraten werde (ein Geheimnis!). Trotzdem will ich mich aus meinem Winterschlaf zwingen und tue das, indem ich ein bisschen über das letzte Jahre plaudere. (mehr …)

NOIR: Ein Geistermädchen in Berlin

Ich hatte immer viel übrig für Jenny-Mai Nuyens Geschichten. Hier fand ich, was ich bei vielen anderen bekannten Fantasy-Autoren oft vermisse: Kluge Plots, die immer einen aktuellen Bezug zu unserer Welt und Gesellschaft haben, glaubwürdige, weder-gut-noch-böse Charaktere und eine wunderschöne geschriebene Sprache. Viele Fantasy-Autoren, deutsche wie amerikanische, ersticken an ihrem kommerziellen Erzähl-Brei, wo der Plot schon auf dem Klappentext vorhersehbar ist, die Charaktere dumpf allen Klischees entsprechen, die Dialoge so abgedroschen und flach sind, ebenso der Humor, dass es eine Schande ist. Jenny-Mai Nuyens Geschichten waren da immer anders, direkt aus dem Herzen geschrieben. So auch NOIR. Nie ahnt man, wohin einen die Geschichte weiter trägt und wie sie enden könnte.
Waren Jenny-Mai Nuyens Romane bisher in Fantasy-Welten aus vergangenen Zeiten angesiedelt, so spielt NOIR im Diesseits, es könnte unsere Welt, es könnte unser Berlin sein. Junge Leute, Drogen, Partys, Sex, das alltägliche Leben und ein bisschen Magie. Geister, ein geheimnisvoller Mann, ein noch geheimnisvolleres Mädchen …
Ich möchte hier keine Inhaltszusammenfassung geben, die kann man woanders nachlesen, sondern meine Faszniation für diese Geschichte ausdrücken. Wer düstere, romantische, aber völlig kitschfreie Urban Fantasy liebt, dem wird dieses Buch gefallen. Wer damit leben kann, dass nicht alle Geheimnisse aufgelöst werden, die Geschichte kein allzu kuscheliges Happy End nimmt und dass nicht alles auf der Welt gut wird, nur weil Nino Sorokin und Noir aufeinander treffen, der wird dieses Buch vermutlich sogar lieben. Ich hatte bereits vermutet, bevor ich das Buch in Händen hielt, dass die Autorin hier in anderen Gefilden schwimmen würde. Es ist ein bisschen Zeit seit ihrer letzten Veröffentlichung vergangen, der zweite Teil einer Trilogie, die nicht vervollständigt werden sollte, und die Autorin hat einen großen Entwicklungsschub getan. Schriftstellerisch wie auch persönlich, möchte man meinen. Da ich nur ein wenig älter als sie selbst bin, konnte ich diese Entwicklung sehr gut nachempfinden, als ich diese beim Lesen von NOIR bestätigt sah.
Wie schon gesagt, ich bin vor allem in oben genannten Punkten von Jenny-Mai Nuyens Schreibkunst überzeugt, und so hat sie mich auch mit diesem Roman restlos begeistert. NOIR ist eines meiner „Lieblingsbücher“ geworden, etwas, das mir schon lange nicht mehr widerfahren ist.

Hinter den Büchern

Es ist soweit. Da geht ein kleiner Traum in Erfüllung. Vielleicht wird aus dem kleinen Traum sogar ein großer, mit Perspektiven und allem. Ich weiß noch nicht, was auf mich zu kommt, so richtig überhaupt nicht, aber meine Erwartungen sind groß.

Ab April werde ich in Berlin in einem Literaturverlag ein dreimonatiges Praktikum machen. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen und war von Anfang an begeistert: von den sympathischen Menschen, von den Räumlichkeiten, von den Büchern, von ihren Covern, von der Brücke und den Booten draußen, von der Sonne. Die blendete zum ersten Mal seit Monaten wieder so als wolle sie mich aggressiv aus dem Winterschlaf zerren. Ich zerre kräftig mit.
Scheiß Winterschlaf.

Am Montag bekam ich dann die Zusage. Seitdem ist in meinem Kopf nix Anderes als Pläneschmieden angesagt. Außerdem habe ich letzte Nacht mit Nachtluft geschlafen, es sind zehn Grad draußen und morgen geh ich tanzen und trinken.
Aufwachen ist toll.

Religion? Aber maßvoll. Ein Papst muss nicht sein.

Ein alter Mann, der in seiner italienischen Festung sitzt, umgeben von anderen alten Männern, die sich mit den Abstrakta dieser Welt beschäftigen und daraufhin Entscheidungen treffen, nach denen sich eine große Gemeinschaft von Menschen außerhalb der Festung, mit ganz und gar nicht abstrakten Sorgen und Problemen, richten sollen.
Heraus kommen: Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Sexismus, eine Welt geteilt in schwarz und weiß, denn alles Andere würde die alten Männer verunsichern, die Bequemlichkeit, die Gewohnheit in ihren senilen Köpfen stören.
Religion gehört nicht in eine Festung und in die Köpfe alter Männer in mittelalterlichen Roben. Wenn sie den Menschen gut tun soll, dann gehört sie in das konkrete Leben, nicht in die (Ideal-)Vorstellung davon.

Der Papst in Berlin? What the fuck!