literatur

Geh nicht zu tief hinein in die NACHT OHNE NAMEN

Nacht_ohne_Namen

„… Fließende und Fleischliche schließen gelegentlich Pakte. Wir kriegen was von euch, ihr kriegt was von uns. Realität gegen Fließendes Wort. Das heißt, wir können die Gesetze der Natur für euch ein wenig biegen, dafür kriegen wir was von eurer Realität ab. Wir existieren nämlich nicht von uns aus in dieser Welt. Nur durch euch.“ Er öffnete seine zweite Cola und beobachtete nun sie mit einiger Skepsis. „Du sagst gar nichts.“
„Ich soll doch mit den Fragen warten, bis du fertig bist.“
„Ach so, ja. Im Prinzip bin ich fertig.“
Nicki zupfte an einem Salatblatt, das aus ihrem Wrap regte. Eine Weile schwiegen sie sich an.
„Das Rülpsen hat den Auftritt ruiniert, oder?“, fragte er schließlich.

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DIE SEITEN DER WELT – Kai Meyer spaltet das Seitenherz

Seiten_der_Welt

Origamitiere, die sich von Buchstaub ernähren, aus Büchern gefallene Buchstaben mit Schwarmintelligenz, tragische Exlibri, die bei bibliomantischen Experimenten aus ihren Büchern gerissen wurden und ein Leben am Rande der Gesellschaft fristen, ein Friedhof für Bücher, der gleichzeitig ein Garten ist, in dem sie zu neuem Leben gedeihen, und ganz besonders verlockend: Seelenbücher, die die Macht der Bibliomantik wecken … (mehr …)

Nach dem langen Schweigen

Schnecke

Ich war virtuell weg, anderthalb Monate lang, und ich habe mich nicht gut gefühlt dabei. So viel zu der Frage, wie sehr ich mich verantwortlich fühle, Frau Zuckers Zeitvertreib ordentlich zu führen: sehr.

Etwas ist anders. Ich fühle mich zurzeit ein bisschen klüger, ein bisschen friedlicher, ein bisschen glücklicher. Deshalb ist es mir auch wieder möglich, mich an einen Blogbeitrag zu setzen ohne das Gefühl zu haben, die Wörter wie Kaugummiklumpen aus meinem Hirn ziehen zu müssen. Ich hoffe, es bleibt dabei. Dieser wankelmütige Geist braucht endlich Stabilität. Was kurzfristig Zufriedenheit und langfristig Stabilität bewirkt, sind Reisen in schöne Regionen. Ich bin im Mai Richtung Süden getingelt – Berge, Wiesen, Seen, Meer – und bewahre mir den mediterranen Duft nach erhitzter Erde, Rosmarin und Salz in der Nase. Und solange der Sommer währt und mich nährt, solange ich mich noch nicht vermehrt habe, huldige ich hier dem Zeitvertreib. (mehr …)

Peter Grant vs. Harry Dresden

Fluesse_Sturmnacht

Zwei Urban-Fantasy-Reihen, um die man in der Phantastikabteilung der Buchhandlungen nicht herumkommt: Ben Aaronovitchs Peter-Grant-Serie und Jim Butchers Die dunklen Fälle des Harry Dresden, auch bekannt als The Dresden Files. Von beiden habe ich jeweils den ersten Band gelesen und wurde gut unterhalten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Blick in die Bücher lohnt sich für Freunde von übersinnlichen Ermittlern, die mit der weltlichen Polizei zusammenarbeiten. Trotzdem werde ich beide Serien vorerst nicht weiterverfolgen – aus ein paar simplen Gründen, die ich hier nennen werde. (mehr …)

DIE MAGIER VON MONTPARNASSE: Ein Kammerspiel in sieben Tagen

Montparnasse

Es ist Sonntag, der 26. September 1926 und wir befinden uns im Pariser Künstlerviertel Montparnasse. Genauer gesagt im bescheidenen Hotel „Le Jardin“, das nicht so recht in die opulente Gegend passen will und intime Bühne für die schicksalhaften Ereignisse wird, die sich in den folgenden sieben Tagen zutragen werden. DIE MAGIER VON MONTPARNASSE ist Oliver Plaschkas dritte Romanveröffentlichung und erschien 2010. Sein letztes Buch, DAS LICHT HINTER DEN WOLKEN, stand auf der Shortlist des SERAPH für das beste Buch 2013. (mehr …)

Diese sechs sind mir im März über den Weg gelaufen

SPIEGEL ONLINE: Und das soll ich lesen? Maren Keller und Sebastian Hammelehle nehmen im Gespräch ein Buch aus der SPIEGEL-Bestsellerliste unter die Lupe. Kurzweilig und subjektiv. Hier wird nicht rezensiert, sondern (spontanen) Gedanken und Meinungen Raum gegeben.

Victoria Schwab ist eine junge US-amerikanische Autorin, die im letzten Jahr mit ihrem Fantasy-Jugendbuch DAS MÄDCHEN, DAS GESCHICHTEN FÄNGT in Deutschland auf sich aufmerksam machte. Dabei hat V. E. Schwab schon ein paar weitere interessante Jugendbücher geschrieben, darunter VICIOUS, das ich mir zu Gemüte führen möchte, wenn mir ihr neuester Streich gefällt. (mehr …)

STADT AUS TRUG UND SCHATTEN: Willkommen in Eisenheim

Es war eines dieser Bücher, um die ich bei Erscheinen voller Neugier herumgeschlichen bin, mich aber aus Gründen nicht herangewagt habe. Der Titel, das Cover, eine junge deutsche Fantasyautorin, der Seraph 2013 für das beste Debüt – all das versprach mir verheißungsvolle Lesestunden und die Entdeckung eines neuen Talents. Erst zwei Jahre nach Erscheinungsdatum, als mich ein Buchkaufdrang überfiel, gab ich diesem nach und holte mir Mechthild Gläsers STADT AUS TRUG UND SCHATTEN ins Haus. (mehr …)

Cover-Rant!

Mechthild Gläser Stadt aus Trug und SchattenMechthild Gläser Nacht aus Rauch und Nebel

Dieser Beitrag fing an als Buchvorstellung, der das Thema Cover nur am Rande behandeln sollte. Es hat sich aber so in den Vordergrund gedrängt, dass dies ein Monster-Beitrag geworden wäre, hätte ich die Buchvorstellung noch daran gehängt. Also geht es hier ausschließlich um eines meiner Lieblingsthemen: Die Ästhethik des Buchcovers – und wie ich von ihrem Fehlen manchmal brechen muss – am Beispiel eines frisch erschienenen Romans.

Da links oben. Ist das nicht ein fantastisches Cover? Ein blütenweißes Buch von vorne bis hinten mit einem eingravierten Titelbild in tiefrosa Tinte, das an einen kunstvollen Linolschnitt erinnert. Aufgeschlagen blendet das gleiche intensive Pink als wolle es mit seiner Farbpracht den Buchtitel Lügen strafen: STADT AUS TRUG UND SCHATTEN ist Mechthild Gläsers Debütroman, der 2012 im Loewe Verlag erschien, und von einer grauen Traumstadt namens Eisenheim erzählt. Und daneben das Cover des zweiten Teils der Dilogie, das den ebenso schmucken Kontrast zum ersten bildet. (mehr …)

Die NACHT OHNE NAMEN bricht an

Jenny-Mai Nuyen, eine meiner liebsten Autorinnen, hat ein neues Buch geschrieben. NACHT OHNE NAMEN heißt ihr Jugendbuch, das im März 2015 erscheinen wird. Ein Fantasyroman, der in Berlin spielt und von Jugendlichen handelt, die sich mit Dämonen einlassen. So weit, so schwammig. Wer Genaueres wissen will, mag Jenny-Mai Nuyens Blog besuchen oder die Verlags-Website.

Auf Ihrem Blog durften Testleser über mehrere Monate hinweg die Entstehungsgeschichte begleiten und bekamen schon Einblicke in einzelne Textpassagen. Ich habe da nicht mitgemacht, weil ich das Buch im Ganzen lesen will, ohne vorher zu wissen, worauf ich mich einlassen werde, aber hier und da habe ich manchmal reingespickt. Und so ist mir zu Ohren und Augen gekommen, dass die ersten Belegexemplare bereits ihren Weg zur Autorin gefunden haben. Und ich muss sagen, es sieht sehr schmackhaft aus:

(Jenny-Mai Nuyen gehört zu den wenigen Autoren, deren Jugendbücher ich trotz meines fortgeschrittenen Alters alle mit kindlichem Vergnügen verschlungen habe. Sie schreibt wundervoll und macht auch als Person einen ganz zauberhaften Eindruck.)

SERAPH 2015: Longlists sind online

Seit ein paar Tagen sind die Longlists für den SERAPH 2015, dem Literaturpreis der Phantastischen Akademie, online. Mich interessieren zuvorderst die Nomininierten für das „Beste Debüt“ und in diesem Jahr sind es die beiden Bastei-Lübbe-Titel, die mich locken können. Außerdem möchte ich Kai Meyers DIE SEITEN DER WELT lesen, weil es von Kai Meyer ist und weil es ein Buch über Bücher ist. Interessant klingt auch Christopher Eckers DIE LETZTE KRÄNKUNG.

Das Schöne am SERAPH ist, dass er die Definition von Phantastik recht weit fasst und über den Tellerrand des Dreigespanns Fantasy-Sci-Fi-Horror blickt, um auch in unüblicheren Gewässern zu fischen. (mehr …)